Die Uhrenmarken aus der Schweiz bilden heutzutage einen wichtigen Bestandteil des weltweiten Luxusmarktes – in ihrer bodenständigen Heimat sind sie dennoch weiterhin fest verankert.
Welche Gründe dies hat, ist im ersten Moment kaum zu erkennen, wenn die Luxus-Shopping-Meilen dieser Welt besucht werden – ob Maximilianstraße, Dubai Mall, Rodeo Drive oder Fifth Avenue, wo unter anderem die beeindruckende Aikon Kollektion von Maurice Lacroix bestaunt werden kann.
An den Orten, an denen sich die Stores von Chanel, Louis Vuitton, Gucci und Prada aneinanderreihen, sind auch Breitling, Omega und IWC mit ihren tollen Boutiquen nicht weit entfernt. Die Welt sieht an den Orten, an denen die Luxusmarken wirklich zu Hause sind, jedoch noch ganz anders aus.
Futuristische Bürotürme und Wolkenkratzer werden vergeblich gesucht, ebenfalls wie superreiche Shopper auf der Straße, angeschlossene Luxushotels und vielspurige Stadtautobahnen. Die hochpreisigen Zeitmesser, die in der New Bond Street oder in Bal Harbour verkauft werden, sind dort zuhause, wo es Landschaften wie aus dem Bilderbuch, mit malerischen Seen und saftig grünen Wiesen gibt, die zwischen beschaulichen Dörfern liegen.
Großer Kontrast zwischen Produktions- und Verkaufsort
Das Auto wird vorbei an neugierig schauenden Kühen und alten Bauernhäusern über kurvige Bergstraßen gelenkt, um zu der ein oder anderen Uhrenmanufaktur zu gelangen. Einige von ihnen befinden sich sogar tatsächlich in einem typischen Bauernhaus, welches mit einem modernen Maschinenpark ausgestattet ist, den hochqualifizierte Mitarbeiter bedienen.
So könnte der Kontrast zwischen dem Ort der Produktion und dem Verkauf der Luxusuhren kaum größer ausfallen. Die Uhrenmanufakturen der Schweiz sind dabei hauptsächlich in dem französischsprachigen Westen des Landes zu finden. Die Gegenden gestalten sich dabei, außer in Genf, sehr ländlich.
Die traditionsreichen Hersteller sind in diesen oft bereits seit 150 Jahren oder sogar noch länger fest verwurzelt.
Der Ursprung der Schweizer Uhrmachkunst
Doch auf welchem Grund entwickelte sich die Uhrmacherei hauptsächlich in den entlegenen Schweizer Tälern?
Den Startschuss dafür gaben lokale Bauern, die nur wenig über die Wintermonate zu tun hatten. So sahen sie sich nach anderen Arbeiten um, die sie von zuhause aus durchführen konnten. Viele von ihnen erhielten Aufträge der Uhrenhersteller aus Genf, einzelne Bestandteile von Uhren zu veredeln oder zu fertigen. Die Bauern aus den Jura-Tälern stellten günstige und willige Arbeitskräfte dar, die akribisch und leistungsstark arbeiteten.
So bildete sich das sogenannte „Etablissage“-System. Dieses bezeichnet, dass ein Kleinstbetrieb oder eine Einzelperson – der Etablisseur – von unterschiedlichen Heimarbeitern und Werkstätten Einzelteile bezog, welche er dann zusammenbaute und verkaufte.
Als ein solches „Comptoir d’établissage“ entstanden viele der Uhrenmarken, die heute eine weltweite Berühmtheit genießen.
Das Fachwissen und das Handwerk wurden über Generationen hinweg weitergegeben – den ursprünglichen Standort haben sie jedoch nie verlassen.
Größter Erfolg durch einzigartigen Schweizer Charme
Sowohl die Zuarbeiter und die Zulieferer als auch die Uhrmacher waren an einem Umzug nämlich kaum interessiert. Aus diesem Grund findet sich das Know-How der feinen Kunst der Uhrmacherei auch noch heutzutage in der Schweiz, und zwar oft in den gleichen Gebäuden, wie bereits im 19. und frühen 20. Jahrhundert.
Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass die Schweizer Hersteller noch in der Vergangenheit leben. Es handelt sich bei ihnen heute um internationale Luxusmarken, die höchst professionell agieren und von Top-Managern geführt werden. Eingesetzt werden innovative und hochmoderne Produktionsverfahren. Dass sie in der Schweiz bleiben, macht dabei ihren ganz besonderen Erfolg sowie ihren einzigartigen Charme aus.
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